Beim Projekt-Update beschrieb Azra Korjenic in ihrer Funktion als Leadträgerin den aktuellen Projektstand von #natuREbuilt; Tarja Salonen (ebenfalls von der TU Wien) erzählte den Projektpartner*innen über die im November stattgefundene Durchführung der zweiten großen Versuchsreihe: der Stresstest bei NAWARO-Dämmungen.
Im Anschluss waren zwei Experten eingeladen: Alex Szymoniuk von Lukas Lang Building Technologies GmbH und Architekt Peter Schubert von capital [A] architects ZT-GmbH.
Nachhaltiges Baukastensystem aus Holz
Alex Szymoniuk präsentierte das Anfang der 1990er Jahre gegründete Unternehmen Lukas Lang Building Technologies GmbH. Es entwickelte ein Baukastensystem aus Holz, mit dem Gebäude nach Belieben im Rastermaß von 140 cm gestaltet werden können. Die Gebäudetypen reichen von Hotels, Schulen über Kindergärten, Sozialzentren bis hin zu Wohnhäusern und sind individuell errichtbar. Dabei denkt das Unternehmen mehr als nachhaltig: Die einzelnen Bauteile können demontiert und anderswo eingesetzt werden; die Verwendung des nachwachsenden, CO2 neutralen Rohstoffs Holz sowie die Rückführung der fein säuberlich getrennten Bauteile an ihrem Lebensende in den Naturkreislauf.
Stroh für die Mehrgeschossigkeit
Beim zweiten Impulsvortrag ging Architekt Peter Schubert auf das Thema Stroh und Brandschutz ein. Schubert kann eine reiche Expertise mit Stroh vorweisen, plant er doch gemeinsam mit Hans-Peter Waldbauer das erste sechsstöckige Strohballenhaus beim Nordwestbahnhof-Areal in Wien (voraussichtliche Errichtung: 2024). Außerdem hat er mit seinem Forschungspartner DPM Holzdesign (ebenfalls Projektpartner von #natuREbuilt) im Jahr 2018 einen Stroh-Wandaufbau mit Brandschutzkapselung (das ist ein „Feuer-Schutzschild“ aus einer zementösen Platte in der Fassade) entwickelt, prüfen und zertifizieren lassen. Allerdings ist dieser Aufbau durch seine zahlreichen Arbeitsschritte aufwendig und deswegen noch nicht zur Anwendung gekommen.
Schubert hat daher seine Dissertation zur Brandschutzausrüstung von Strohdämmung begonnen und das Forschungsprojekt „URBAN STRAW“ initiiert, wo der Forschungsbereich Ökologische Bautechnologien der TU Wien, geleitet von Azra Korjenic, ebenfalls Projektpartner ist. Bei „URBAN STRAW“ wird das Stroh als Substrat direkt mit biogenen, ökologisch und toxisch unbedenklichen Flammschutzmitteln ausgerüstet, um die notwendige Brandklasse „B“ (EN 13501-1) des Dämmmaterials für 4-6 geschossige (Holz-)Gebäude zu erzielen.
„Ich habe die Hoffnung, dass wir bis zur Realisierung des Entwicklungsgebietes Nordwestbahnhof ein fertiges Produkt als brandschutzausgerüstete Strohhäcksel-Einblasdämmung haben, um das Strohhaus-Projekt wie vorgesehen zu realisieren“, erklärt Schubert.
Innovationen für natuREbuilt
Im nächsten Programmpunkt des Meetings ging es um die Sammlung von Innovationen für natuREbuilt. Einige Wochen vor dem Konsortialmeeting wurden die Projektpartner*innen gebeten, innovative Produkte, Systeme, Prozesse und Geschäftsmodelle zu recherchieren, die man im besten Fall in ein natuREbuilt-Gebäude (ein mehrgeschossiger, ökologischer Wohnbau) einbauen kann. Die Auflagen dabei lauteten: Die Produkte, Systeme oder Prozesse sollten sich noch in Forschung und Entwicklung befinden oder kurz vor oder nach Markteinführung sein. Die eingereichten Vorschläge wurden auf einem Miro-Board gesammelt und waren so vielfältig wie die bei #natuREbuilt beteiligten Projektpartner*innen. Folgende Ideen und Fragestellungen kamen da unter anderem auf:
- Wie kann eine Werkstoffplatte aus Reishülsen bei Beplankung funktionieren?
- Wie kann Seegras als Dämmstoff dienen und woher beziehen wir es?
- Lässt sich Hanfstein (Hempcrete) als Fertigteilbau für den mehrgeschossigen Wohnbau adaptieren?
- Kann das Hohlkastenelement „CLT-Box“ in der obersten Geschossdecke Einsatz finden?
- Lässt sich Doubeks Dübelholz bei Wand- und Deckenaufbauten – alles gedübelt – einsetzen?
Diese und weitere andere Ideen werden in einem nächsten Schritt begutachtet und es wird in Kleingruppen entschieden, welche fallengelassen und welche mitgenommen werden, um sie in möglichen weiteren Versuchen zu testen.
Weiters ist auch geplant, in der Laufzeit von #natuREbuilt ein kleines Sammelwerk an weltweiten Innovationen zu schaffen, um einen Gesamtüberblick zu geben, was es alles schon gibt.
Verleihung Clusterland-Award verschoben
Am Tag des 6. Konsortialmeetings, dem 30. November, hätte die Publikumsentscheidung des Clusterland-Awards stattfinden sollen, bei dem #natuREbuilt eines der nominierten Projekte ist und mit einem Pitch im Rennen liegt. Die Entscheidung wurde aus Pandemie-Gründen auf das Frühjahr 2022 verschoben.